“Ich bestelle mir das in zwei Größen, was nicht passt wird zurückgeschickt.” Mit nur wenigen Mausklicks können wir die neuesten Trends ganz bequem und günstig nach Hause bestellen - Retouren inklusive!
Innerhalb weniger Tage wird die Ware bis vor die eigene Haustür geliefert und spart so den Weg ins Geschäft vor Ort, wo man im schlimmsten Fall noch mit schlechtem Licht in der Umkleide zu kämpfen hat. Nein, danke. Dann lieber entspannt in den eigenen vier Wänden die Kleidung anprobieren und alles, was dann nicht gefällt, kostenlos zurückschicken.
Eigentlich doch total praktisch, oder? Aus einer repräsentativen Umfrage von Greenpeace geht 2018 hervor, dass vor allem junge Menschen viel bestellen und auch die Absicht haben, viel zurückzuschicken. Laut Greenpeace wird jedes fünfte bestellte Kleidungsstück retourniert. Wie belastend diese Einstellung zur Retouren für die Umwelt ist, verdrängen wir gern.
Deutschland ist Bestellnation
Der Online-Handel boomt. Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr mit dem Online-Handel von Bekleidung und Schuhen rund 21 Milliarden Euro umgesetzt. Mit dem wachsenden Online-Handel steigt auch die Anzahl an Paketlieferungen in Deutschland enorm an. 2020 wurden laut dem Bundesverband Paket- und Expresslogistik (BIEK) rund 4,05 Milliarden Pakete verschickt, das ist ein Anstieg von ca. 10% im Vergleich zum Vorjahr. Von diesen Paketen wurden ca. 315 Millionen Pakete retourniert, die meisten aus der Bekleidungsbranche. Um dem hohen Wettbewerbsdruck standhalten zu können, versuchen Anbieter sich gegenseitig mit Serviceleistungen und Angeboten zu übertrumpfen. Wer seinen Kundinnen und Kunden keine kostenlose Retoure und eine lange Rückgabefrist anbieten kann, ist nicht konkurrenzfähig.
Was passiert mit den Retouren?
Im Optimalfall sollen die Rücksendungen als A-Ware wieder angeboten werden. Hier kommen einige Problematiken ins Spiel. Wir kennen es alle, das Oberteil sah auf der Website total super aus und ist nun in Realität ganz anders. Die Qualität lässt zu wünschen übrig und gut sitzt es auch nicht. Besonders Fast Fashion-Ware ist qualitativ oftmals so stark beeinträchtigt, dass es sich nicht lohnt oder es überhaupt möglich ist, sie wieder auszubessern und als A-Ware zu verkaufen. Der Aufwand würde sich in Relation zum Wert des Produktes schlichtweg nicht lohnen. Aber was nun mit all der Kleidung?
Ist das Ware oder kann das weg?
Produkte mit Qualitätsmängeln oder leichten Beschädigungen werden beispielsweise als B-Ware an Outlets verkauft. Wenn auch dies nicht mehr möglich ist, werden die Rücksendungen entweder recycelt oder vernichtet. Laut der Forschungsgruppe Retourenmanagement der Universität Bamberg landen etwa vier Prozent aller Retouren in der Müllverbrennungsanlage. Insbesondere Fast Fashion-Artikel sind aufgrund ihres hohen Plastikanteils im Material nicht recycelbar und landen somit ungetragen im Müll. Auch retournierte Ware ohne Mängel ist vor der Vernichtung nicht sicher. Das erneute Verpacken und Umlagern des Produktes ist zu teuer und arbeitsintensiv, sodass es sich für das Unternehmen eher lohnt, es zu vernichten.
Natürlich könnte die retournierte Ware auch gespendet werden, aber bei Sachspenden fällt in Deutschland eine Mehrwertsteuer von 19% an - diese Option kommt für die meisten Unternehmen nicht in Frage.
Bei ungefähr 315 Millionen retournierten Paketen deutschlandweit sind es rund 12,6 Millionen Rücksendungen, die vernichtet werden. Und das ist ein Problem.
Wie klimaschädlich sind Retouren wirklich?
Bis das bestellte Produkt auf dem ersten Weg zu der eigenen Haustür ist, hat es einen langen Transportweg hinter sich. Der Markt ist international. Waren werden eingeflogen, umgepackt, verpackt und ausgeliefert. All diese Transportwege hinterlassen einen ganz schön großen CO2-Fußabdruck. Auf dem zweiten Weg werden die Waren wieder verpackt, transportiert und abermals umgepackt, weiterverkauft und wieder … (man kann es sich vorstellen). Es entstehen gewaltige CO2-Emissionen und ein arbeitsintensiver Prozess wird ausgelöst und das alles für ein Paket.
Besonders nach Rabattaktionen wie dem “Black Friday” schießen die Retourenzahlen nochmals in die Höhe. Das belastet das Klima. Laut den Forscher*innen der Universität Bamberg verursachen die Deutschen mit ihren Retouren jährlich 238.000 Tonnen CO2. Das entspricht ungefähr der Menge an CO2, die 2.200 täglich stattfindende Autofahrten von Hamburg nach Moskau innerhalb eines Jahres erzeugen würden.
Gibt es eine grüne Lösung?
Nicht nur das Klima hat unter den Retouren zu leiden, auch der Handel macht durch den Rückgabeprozess Verluste. Ein retourniertes Paket kostet das Unternehmen rund 20 Euro pro Paket (Quelle: retourenforschung.de). Das scheint auf den ersten Blick ziemlich viel. Die 20 Euro setzen sich aus den erneuten Transport- und Bearbeitungskosten zusammen. Wenn man das hochrechnet, entstehen Gesamtkosten von ca. 5,46 Milliarden Euro, die jährlich für Retouren gezahlt werden. Folglich minimiert sich die Gewinnspanne der Unternehmen und Produkte werden teurer. Das spürt man letztendlich am eigenen Geldbeutel.
Es würde auf der Hand liegen, ganz auf kostenlose Retouren zu verzichten. Allerdings ist der Wettbewerb im Online-Handel aktuell so groß wie nie. Es müssen also neue alternative Wege her, damit Onlinehändler auf diesem hart umkämpften Markt mithalten können und dabei auch Ressourcen und Umwelt zu schonen.
Retouren ganz aus der Welt zu schaffen ist schier unmöglich, aber es gibt doch einige Ideen, um das Rücksendevolumen etwas zu verringern.
Fuß vom Gas: Lieber Fair Fashion statt Fast Fashion?
Das Angebot online ist verlockend günstig und die Auswahl riesengroß. Genauso schnell wie konsumiert wird, wird die Ware auch zurückgesendet. Ist der Bestellrausch vorbei, sieht alles doch nicht so toll aus wie auf der Website zum Super-Sale. Fast Fashion setzt auf Masse und Schnelllebigkeit und kann so kaum nachhaltig sein.
Fair Fashion hingegen ist vor allem für Kund*innen attraktiv, welche sich oftmals bereits im voraus Gedanken zum eigenen Konsumverhalten und zu Nachhaltigkeit gemacht. Wie dringend brauche ich dieses T-Shirt wirklich? Will ich “so viel” Geld dafür ausgeben? Die Auswahl ist oft kleiner und der Preis für diverse Artikel deutlich höher, um eben den Fairnessaspekt finanzieren zu können.
Retouren von Beginn an vermeiden
Fair-Fashion-Unternehmen wie Loveco setzen auf einen engen Austausch mit ihren Kund*innen schon während des Bestellprozesses, um die Retourenquote möglichst klein zu halten. Über Social Media, telefonisch und mit detaillierten Produktbeschreibungen soll die Passform und Größe der Produkte möglichst genau kommuniziert werden, sodass alles, was bestellt wird, später auch passt.
Mit moderner 3D-Technik hat das Unternehmen Pre-Size eine intelligente Lösung entwickelt, um Retouren zu verringern und so Ressourcen einzusparen. Hört sich nach Zukunftsmusik an, ist aber schon längst Realität. Der 3D-Körperscan kann in jeden Online-Shop integriert werden und hilft Kund*innen dabei, das Kleidungsstück in der perfekten Größe auszuwählen. Der Pre-Size-Algorithmus lernt außerdem aktiv stetig dazu. Hat beispielsweise eine Person mit ähnlichen Körpermaßen den Artikel reklamiert, weist Pre-Size darauf hin.
Ein optimiertes Retourenmanagement muss her!
Doch auch die gewissenhaft gekaufte Fair Fashion-Jeans kann letztendlich beschädigt, verschmutzt oder einfach nicht passend bei uns vor der Haustür ankommen. Was nun?
Wenn Retoure sein muss, dann bitte grün. Nachhaltigkeit liegt im Trend. Kund*innen wünschen sich mehr Nachhaltigkeit beim Konsum. Auch beim Online-Shopping, das ergab eine Umfrage für Trusted Returns im Jahr 2021. Aber ist ein umweltschonender Versand- und Retourenprozess möglich, der zugleich zu einem positiven Kauferlebnis beitragen kann?
Die Millionen Rücksendungen sind eine logistische Mammutaufgabe, es gilt die riesige Kundschaft zu befriedigen und gleichzeitig das Klima zu schonen.
Aktuell sind bereits Trends im Retourenmanagement zu beobachten, die eine optimierte Transporteffizienz erzeugen können.
Konkret heißt das, Fahrwege minimieren, Retouren sammeln und den gesamten Rücksendeprozess optimal durchstrukturieren. Waren, die das gleiche Rücksendeziel haben, müssen gesammelt werden, um Transportwege einzusparen. Außerdem bedarf es intelligenten Konzepten zum Lagermanagement und der Zwischenlagerung von Retouren und deren unterschiedlicher Rücksendungspriorität.
Digitalisierung nutzen
Der Umwelt zuliebe gilt es zudem den Materialaufwand zu minimieren. Mit wiederverwendbaren Paketen, ökologischem Füllmaterial und dem Verzicht auf vorgedruckte Rücksendeetiketten spart man Ressourcen und Material. Die digitale Antwort auf das Etikettenproblem ist ein Retourenportal, welches von den Kund*innen selbst genutzt werden kann, um den Retourenprozess selbst zu steuern und zu kontrollieren.
Per Statusabfrage im Portal oder Mail ist es den Kund*innen möglich, immer und überall ihre Rücksendungen im Blick zu haben. Das ist bequem und spart Ressourcen.
In der Praxis sind papierlose Retourenscheine, die von den Verbraucher*innen per Download nutzbar sind, bereits als gängige Option bewährt und könnten sich schon bald zur Norm entwickeln. Bei den jährlich 315 Millionen retournierten Paketen wäre ein hundertprozentig papierloser Rückversand eine enorme Entlastung für die Umwelt.
Kund*innenbindung durch einfachen Retourenprozess
Eine Umfrage von MetaPack ergab 2021, dass unkomplizierte Rückgabeprozesse sich positiv auf die Kund*innenbindung zum Unternehmen auswirken. Bei ungefähr der Hälfte der befragten Personen wurden die Informationen rund um den Retourenprozess als häufig zu kompliziert und unübersichtlich eingeschätzt. 72% geben an, in Online-Shops zu kaufen, die einen übersichtlichen Rückgabeprozess anbieten. Zwar sind die meisten Kund*innen nicht gewillt für eine bequemere Rückgabeoption zu zahlen, solange es genügend Unternehmen gibt, die kostenlose Retouren anbieten, belohnen aber zuverlässige Unternehmen eher mit ihrer Kaufloyalität.
Grüne Lösung in Sicht!
Die Liste der Probleme im Zusammenhang mit Retourenprozessen ist lang. Liefergrün bietet einen Lösungsvorschlag, indem Aspekte der Kund*innenbindung und des nachhaltigen Retourenprozesses miteinander verbunden werden. Retouren werden ganz entspannt von zuhause abgeholt. Das spart den Weg zum nächsten Paketshop und die Nerven. Um die Abholung der Retouren möglichst einfach zu gestalten, können Kund*innen ganz bequem über die Website ein Zeitfenster buchen, welches ideal auf den eigenen Alltag abgestimmt ist. Die Rücksendung wird im gebuchten Zeitfenster dann unkompliziert von der eigenen Haustür abgeholt - ganz emissionslos! Liefergrün setzt auf E-Vans und zentrale Micro-Hubs um den CO2-Ausstoß im Liefer- und Retourenprozess zu reduzieren.
Gut strukturierte und schnelle Lieferketten wirken sich positiv auf den Warenfluss aus, da die Rückgabezeiten der Ware deutlich verringert werden.
Was wir tun können
“Ich bestelle mir das in zwei Größen, was nicht passt wird zurückgeschickt.” Die Ware, die wir so schnell und günstig bestellen, wird nach der Produktion um den halben Globus geflogen, weitertransportiert, wieder um- und verpackt und verschickt. Das alles nur, um dann diese Reise als Retoure wieder rückwärts anzutreten und eventuell ungetragen im Müll zu landen.
66% aller bestellten Güter in Deutschland sind Fashionartikel, die Tendenz steigend. Davon schicken wir eine ganze Menge zurück. Das kann so nicht weitergehen.
Ganz ohne Retouren ist der Online-Handel nicht denkbar. Deshalb bedarf es smarten und vor allem grünen Lösungsansätzen, um aktiv an einem umweltschonenden Retourenprozess zu arbeiten. Einige Lösungen existieren bereits: Durch transparente Produktbeschreibung, engem Austausch mit den Kund*innen oder künstlicher Intelligenz kann zwar versucht werden, das generelle Retourenaufkommen einzudämmen, löst es aber nicht komplett ab. Durch ein intelligentes und nachhaltiges Konzept des Retourenmanagements kann nicht nur die Umwelt, sondern auch der Handel profitieren. Umwelt liegt voll im Trend: Kund*innen wünschen sich ein nachhaltigeres Einkaufserlebnis. Durch ein optimiertes und vor allem umweltschonendes Konzept, kann das “Retourenproblem” auch eine “Retourenchance” für den Online-Handel werden.